GENERAL-ANZEIGER Samstag/Sonntag, 26./27. Januar 2002

 

 

Ein kraftvolles Spiel mit Buchstaben und Gedichten treibt die Künstlerin Nicola Denuell.

FOTO: HOLGER ARNDT

Kraftvolles Spiel zwischen Himmel und Hölle

AUSSTELLUNG Stadtbibliothek in Siegburg zeigt Kalligraphien von Nicola Denuell und Lyrik von Elvira Meier. Himmlisch verhexte Collagen mit Bücherseiten, Vogelfedern und Marmor

Von Andreas Helfer

SIEGBURG. Richtig und falsch, gut und böse, schwarz und weiß: Simple Einteilungen der Welt machen das Leben einfach und bestimmen auf den ersten Blick auch eine Ausstellung, die zur Zeit in der Siegburger Stadtbibliothek zu sehen ist.

Die Troisdorferin Nicola Denuell zeigt dort unter dem Titel „Himmlisch verhext“ Kalligraphien - ein kraftvolles Spiel mit großformatigen Buchstaben und Texten, die sich um Himmel und Hölle,  Leben und Tod,  Engel, Teufel  und Hexen drehen. Die hellen, lichten Arbeiten beschäftigen sich im  weitesten Sinne mit den Himmelsboten. Die Finsternis und Unterwelt zugewandten Bilder zeigen flammendrote und dunkle Schriften. Die Arbeiten sind Umsetzungen von Gedichten, die von einer guten Freundin Denuells, Elvira Meier aus Fürstenau,  stammen.

„Lieber würd' ich nicht den Teufel an die Wand malen, lieber würd' ich den lieben Gott an die Wand malen, gütig, allmächtig, strahlend“ ist dort zu lesen, oder „nicht im Himmel noch auf Erden, Engel kommen nicht, sie lassen sich träumen“. Hexen gewidmet sind die Bilder „Zündeln heißt nicht Feuer legen“, „Hexen Menschenopfer“ oder „Übt sich, Tod“. Seit Jahren arbeiten Denuell und Meier zusammen. Meist funktioniert die Kooperation gut - dafür sprechen die Exponate – „es kommt aber auch vor, dass ich ein Bild schon fertig habe, und Elvira noch einmal den Text ändert“, sagt Denuell. Manchmal ärgert sie sich auf Ausstellungen: „Texte von Goethe verkaufen sich immer viel besser.“

Denuell, von Beruf Kommunikationsdesignerin und Werbe - Grafikerin, geht es nicht darum, alte Schrifttypen möglichst exakt nachzuempfinden. Manche seien eine „Mischung aus meiner eigenen Handschrift und der Fraktur-Schrift“. Schnell, mit Schwung und Elan bringt sie die Wasserfarben mit Pinsel und Feder zu Papier. Interessant sind ihre Collagen, zu denen sie alte Bücherseiten, Fotos, Vogelfedern und bei einer Arbeit sogar ein Stück Marmor einarbeitete.

Zur Vernissage am Donnerstagabend las Elvira Meier aus ihren Gedichten, und eine dritte Künstlerin leistete gar noch musikalische Verstärkung. Die Kölner Cellistin und Sängerin Marei Seuthe begleitete die Lesung mit lautmalerischen, dynamischen Improvisationen, die mit leisen und lauten Tönen die Atmosphäre der Bilder und Texte stimmig ergänzten.

Die Ausstellung „Himmlisch verhext“ ist noch bis zum 22. Februar zu sehen.

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