Kölner Stadt-Anzeiger -  Donnerstag, 5. Februar 1998

 

 

Nicola Denuell beherrscht die Kunst des schönen Schreibens. In der Weinstube Bacchus zeigt sie ihre Kalligraphien. (Bild: Schriefer)

Weinselig in Burgunderrot  

Nicola Denuell stellt in der Bacchus-Weinstube neue Kalligraphien aus

Porz - Am Anfang war das Wort, und ihm folgte später die Schrift. Zunächst mit dem Federkiel geschrieben, später jedoch auch gedruckt. Unzählige Varianten von Buchstabentypen wurden seit Johannes Gutenberg erfunden und Handschriftliches verlor in unserem Kulturkreis zugunsten des Gedruckten immer mehr an Bedeutung. In der arabischen und fernöstlichen Welt hingegen ist das mit der Hand geschriebene Wort, die Kalligraphie, zur Kunst entwickelt worden, eine Kunst, die auch bei uns immer mehr Bewunderer und sogar Nachahmer findet. So sind zur Zeit Arbeiten einer Porzer Kalligraphin in der Weinstube Bacchus in Zündorf zu bewundern.

Nicola Denuell hat Trinksprüche bekannter Dichter und Denker mit Wasserfarbe und Tinte auf Büttenpapier gebracht. In der Weinstube entfalten sich nach einigen Gläschen Wein die Weisheiten eines Johann Wolfgang von Goethe oder eines Wilhelm Busch auf unmittelbare Art. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, nach einer Weile braucht er Wein“ sprach einst Woody Allen; Nicola Denuell schrieb diesen Spruch auf spielerische Art in den Farbnuancen eines schweren Burgunders nieder.

Witzige und spritzige Sprüche hat die Künstlerin, die seit 1994 in Lind lebt, in expressiver, bunter Vielfalt von „schön brav bis schön wild“ wiedergegeben. Sie zeigt die Kunst des schönen Schreibens ebenso wie die Kunst des tiefsinnigen Trinkspruches und zieht den Betrachter in den Rausch der Farben, Buchstaben und Wörter. Insbesondere bei einem guten Tropfen mache das Lesen dieser weinseligen Weisheiten Spaß, meint die Künstlerin.

„Der Wein erfindet nichts, er schwatzt's nur aus“, wußte schon Friedrich von Schiller und der Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe vertraute sogar sein Innerstes an: „Mich ergreift, ich weiß nicht wie, himmlisches Behagen. Will mich's etwa gar hinauf zu den Sternen tragen? Frisch, Herr Nachbar, getrunken.“. In diesem Spruch hat Nicola Denuell auch mit der Farbe Gold (die Sterne!) gearbeitet, während sie sich in den meisten anderen der 20 in der Weinstube ausgestellten Arbeiten auf Blau- und Rottöne beschränkt. Bei der Kalligraphie komme es auf den Schwung der Schrift an, sagt sie. Und den hat die Künstlerin, die während ihres Studiums in Wuppertal die japanische und chinesische Kalligraphie kennenlernte. bestimmt nicht nur vom Wein.

Roland Schriefer

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