General-Anzeiger - Dienstag, 27. Mai 2003

 

 

Kunst ums Wasser: Wie für das 99 Jahre alte Wasserwerk und seine Maschinen gemacht sind die Werke der Künstler. 

FOTO: VOLKER LANNERT

 

Ein Kunstgenuss wie in einem Museum

 KULTUR Mit einer Ausstellung im Alten Wasserwerk starten die Stadtwerke die Feiern zum 100. Geburtstag

Von Margit Warken

TROISDORF. Überdimensionale Wassertropfen hängen von der hohen Decke herab. Aus Kaninchendraht und Folie gefertigt, schweben sie nur Zentimeter über den eindrucksvollen Kolbenpumpen und Antriebsmotoren. Bunte Scheinwerfer tauchen die Rauminstallation von Masoud Sadedin in rotes, gelbes und blaues Licht und zaubern Farbkleckse auf die dunklen Bruchsteinwände. In ihre Wiege kehrten die Stadtwerke Troisdorf am Sonntag zurück: Im Alten Wasserwerk an der Agger, das mit seinen 99 Jahren und seinen ebenso alten Pumpen und Turbinen ein Industriemuseum erster Güte wäre, zeigten fünf Künstler die Erlebnisausstellung "Am Anfang war das Wasser". Sie markierte den Startschuss für die Feiern zum 100. Geburtstag des städtischen Unternehmens, das die Troisdorfer nicht nur mit Wasser, sondern auch mit Gas und Strom versorgt.

Jiri Necas etwa spannte seine rund elf Meter langen Papierarbeiten auf die Antriebsbänder der Pumpen, die vor knapp einem Jahrhundert die Gasmotorenfabrik Deutz hergestellt hatte. Die mit schwarzer Tusche gezeichneten Linien schienen sich "wie im Fluss" mal langsam, mal energisch, Ihren Weg zu bahnen. Tor Michael Sönksen zeigt auf seinen Holzstelen unter anderem ein junges Mädchen mit einem Wassereimer und eine Frau beim Bad im Fluss. Einige seiner so genannten Wanderbilder hat er mit Blech­oder Metallapplikationen verziert.

Auf großformatigen Acryl-Gemälden erzählt Rolf Mallat Bildergeschichten rund ums nasse Element. Mit abstrakten Mitteln lässt er auf seinen Bildern "Drei Wasserstreifen" die unterschiedlichsten Wasserstrukturen entstehen. Nicola Denuell setzt moderne Lyrik in Wortbilder um. Mit den gezeigten kalligraphischen Arbeiten interpretierte sie die Wassergedichte, die Autorin Elvira Meier im denkmalgeschützen Wasserwerk vortrug. Die Lesung  "Kopfsprung" untermalte Carsten Rust mit Improvisationen auf Saxophon und E-Piano, und Martin Denuell begleitete die Diashow der ausstellenden Künstler mit einer originellen Klangcollage. Mit Wassergeräuschen aus Natur und Badezimmer, brachte er seine ganz eigenen Interpretationen der Lieder "Take five", "Riders on the Storm" und "Let it be" zu Gehör. Für Hochspannung sorgten zwei Autorinnen des Verbandes "Sisters in Crime": Aus dem Buch "Rheinleichen" trugen Karin Ebeling und Gabriele Keiser die Kurzkrimis "Zwei Punks" und "Nur eine Ratte" vor. Teile der Ausstellung sind ab morgen in der Stadtwerke-Galerie, Poststraße, zu sehen.

Die Besucher wie auch Peter Blatzheim waren begeistert. "Das Alte Wasserwerk ist ein wunderschöner Ausstellungsort", sagte der Geschäftsführer der Stadtwerke. Leider waren die Arbeiten dort nur für einen Tag zu sehen. Die Feuchtigkeit und die Temperatur In der Halle würden den Kunstwerken auf Dauer nur schaden. Wie das Gebäude aus seinem Dornröschenschlaf erweckt werden kann, wollte Blatzheim noch nicht verraten. "Kommende Woche stellen wir unser Konzept vor." Kunst und Museum wären eine treffliche Kombination für ein Denkmal.

Zurück