Lichtblicke
aus einem vielfältigen Biotop
Dozenten des Vereins zeigen neue Arbeiten in der
Remise von Burg Wissem
Troisdorf. „Sue“
schaut sympathisch und direkt den Betrachter an; Rolf Mallat hat auf der
Leinwand das Porträt einer jungen Frau namens
Sue in
einen unergründlichen Raum der Spiegelungen und Lichtreflexe montiert. Eines
der beachtlichen Werke in der aktuellen Ausstellung von
Kreativwerkstatt-Dozenten in der Remise der Burg Wissem in Troisdorf. Neben
Mallat ist Masoud Sadelin dem Verein seit langem verbunden (er ist Leiter der
Sommerkunstschule), und er hat den „Wächter“ zur Schau in der Rernise
beigesteuert, ein Hochformat mit einem sitzenden Mann, exzellente Malerei mit
Witz: Der Wächter trägt eine leuchtende Fackel und schaut pathetisch ins
Leere, streckt seine Füße mitsamt Pantoffeln in den Bildvordergrund. Gelungene
Ironie.
Es fällt auf, dass die „Troisdorfer Schule“ (nennen wir die dortigen
Realisten mal so) ihren Einfluss auf andere Dozenten ausübt. So zeigt auch
Jette Jertz realistische Porträts, eingebunden in informelle Farbräume.
Zeichnerische Partien bleiben in der Malerei stehen und verleihen ihr etwas
skizzenhaft Offenes, auch das ist eine Gemeinsamkeit mit Sadedin und Mallat.
Künstlichkeit
betont
Das
findet sich auch in Kazem Heydaris Szenen dramatischer
Bühnenereignisse: Gezeichnete Figuren stehen vor monochromen
kulissenartigen Elementen. Doch Heydari setzt sich von dieser stilistischen
Haltung ab durch seinen ganz anderen malerischen Zugriff. Er kombiniert
scherenschnittartige farbige Flächen zu Landschaften, denen jede
Hell-Dunkel-Modulation und damit Räumlichkeit fehlt. Der künstliche Charakter
dieser Szenen mit Tier- und Pflanzenmotiven wird dadurch stark betont.
Neu im Team der Kreativwerkstatt ist Mirjam Wingender, die auf der
Alanus-Hochschule die Technik des Zeichens gelernt hat und mm sichtbar auf der
Suche nach einer eigenen Bildsprache ist. Ihre quadratischen
kolorierten Zeichnungen auf Packpapier mit Figurenmotiven wirken frisch und
jugendlich.
Das Spektrum dieser Schau ist breit. Da gibt es auch die Kalligrafien von
Nicola Denuell, spannende Bilder auf Leinwand zwischen entzifferbarer
Schrift und freier Malerei. Einzige plastische Künstlerin in der Riege ist
Claudia Holzapfel. Ihre Keramiken mit faszinierenden Glasuren bewegen sich
zwischen benutzbarem Gefäß und ungebundenem Objekt.
Um das Handwerk des realistische Zeichnens
und Malens bemüht sich auch Adele W. Wischner, die gelungene Beispiele ihrer
Studien vorzeigt. All dies, was die Kollegen zu Recht in den Blick rücken, hat
auf Tor Michael Sönksen offenbar keine Wirkung gehabt. Seine kleinen Porträts
oben auf der Galerie
können im Zusammenhang der Ausstellung schwer bestehen, und was er unten im
Saal
zeigt, das fällt hier ganz ans dem Rahmen. VON JÜRGEN
RÖHRIG
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